Forderungen der Berliner Erklärung zur Bundestagswahl 2025

Wir – die 22 Verbände der Berliner Erklärung und unsere 27 Verbündeten – repräsentieren mit unseren Vertreterinnen Frauen in all ihrer Vielfalt – aus sehr unterschiedlichen Berufs- und Tätigkeitsfeldern. Wir wünschen uns ein Land, in dem Gleichberechtigung endlich vollständig verwirklicht ist. Uns eint die Sorge um unsere Demokratie und um den Zusammenhalt in Europa. Demokratie und Gleichberechtigung gehen Hand in Hand. Dafür braucht es eine starke Zivilgesellschaft. Gerade wir gleichstellungspolitisch bewegten Verbände und Vereine leisten Entscheidendes für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Wir sehen mit großer Sorge die Politik von rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien und Gruppierungen, die sich offen gegen die Rechte von Frauen sowie gegen die Rechte von Minderheiten und Zugewanderten wenden. Ebenso besorgt uns die Zunahme von Gewalt gegen Frauen, im öffentlichen, privaten und virtuellen Raum. Ein selbstbestimmtes Leben, frei von Gewalt, ist  Voraussetzung für die gleichberechtigte Teilhabe.

Wir erwarten von den demokratischen Parteien realistische Lösungen statt Parolen und Versprechen. Wir erwarten parteiübergreifende Zusammenarbeit statt gegenseitige Ideologie-Vorwürfe. Wir wissen nur zu gut, dass Fortschritte in der Gleichstellung meist nur dann erzielt wurden und werden, wenn partei- bzw. fraktionsübergreifend zusammengearbeitet wird.

Wir stellen konkrete Forderungen, deren Umsetzung nicht nur die Gleichstellung der Geschlechter und die Gesellschaft insgesamt entscheidend voranbringen, sondern auch zur Sicherung der Demokratie und zu nachhaltigem Wohlstand beitragen.

Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren!

Unsere 1. Forderung ist:

Parität in allen gesellschaftlichen Bereichen

Parität in allen gesellschaftlichen Bereichen

Mit einem Stufenplan für Parität muss in allen unten aufgeführten Bereichen der Gender Gap bis 2030 geschlossen werden. Wir fordern daher:

Für öffentliche und private Unternehmen:

  • Parität in Aufsichtsräten und Vorständen für alle börsennotierten Unternehmen oder Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten sowie für alle Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligungen des Bundes.
  • Parität für Aufsichtsgremien und Vorstände in Körperschaften/Anstalten des öffentlichen Rechts wie den Sozialversicherungsträgern oder Körperschaften auf Bundesebene.

Für Kultur und Medien

  • Die paritätische Besetzung der Leitungsebenen der vom Bund (mit)finanzierten Kulturbetriebe
  • Die paritätische Vergabe aller Fördermittel im Einflussbereich des Bundes.
  • Die Unabhängigkeit der Medien und die Freiheit der Berichterstattung müssen verteidigt werden. Wir fordern Medienunternehmen auf, Gleichberechtigung konsequent umzusetzen.

Für Wissenschaft, Forschung und Medizin

  • Eine paritätische Besetzung der Lehrstühle und der Gremien im Einflussbereich des Bundes, auch durch konsequente Koppelung der Forschungsförderung des Bundes an Frauenförderung.
  • Stärkung der geschlechtsspezifischen Medizin durch Forschungsförderung des Bundes.

Für Justiz und Recht

  • Die paritätische Besetzung aller Bundesgerichte und Berufungsgremien.
  • Parität in allen Besoldungs- und Vergütungsgruppen.

Für Politik und Parlamente

  • Ein Paritätsgesetz, dass die paritätische Verteilung von Direktmandaten und Listenplätzen im Bundestag sicherstellt.
  • Ein bundesweites Demokratiefördergesetz sowie Förderung der politischen Partizi-pation von Frauen in ihrer Vielfalt.
  • Parität bei der Besetzung von politischen Beratungs- und Entscheidungsgremien, Kommissionen, Anhörungen oder Regierungsdelegationen.

Die Forderungen der Berliner Erklärung als Download

Nach oben scrollen

Weitere Bundesprogramme zur Förderung von Frauen in technischen Berufen
Nachhaltige Bundesprogramme mit spezifischen Angeboten für Mädchen und junge Frauen entlang der Bildungskette für MINT und digitale Technologien, damit sie als gleichberechtigte Gestalterinnen an digitalen und technischen Entwicklungen mitwirken können.

Schulfach Lebensökonomie
Darin sollen gesellschaftsrelevante und ökonomische Kenntnisse vermittelt werden, wie beispielsweise gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge, privates Finanzmanagement, verbraucherrechtliche Fragen, die Folgen von Berufswahl, Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit in der Partnerschaft sowie die Auswirkungen des eigenen Handelns auf Umwelt, Klima und Ernährung.

  • Erhöhung der Partnermonate.
  • Familieneinkommen als Bemessungsgrundlage.
  • Familienarbeitszeit.
  • Einführung einer Freistellung des zweiten Elternteils nach der Geburt in Anlehnung an den Mutterschutz.
  • Anpassung des Mutterschutzes für berufstätige Schwangere im Gesundheitswesen, damit sie qualifiziert in ihrem Beruf weiterarbeiten können.
  • die Ratifizierung der ILO Resolution 190;
  • die Reform des Allgemeine Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) um bestehende Lücken, wie bei Studierenden, zu schließen;
  • die konsequente Anwendung vorhandener Regelungen wie der Beschwerdestellen in den Betrieben, die bekannter und wirksamer gemacht werden müssen.

Geschlechtergerechte Ausgestaltung der Digitalisierung
Die Voraussetzung um die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können, ist der Zugang zu Hard- und Software sowie zu schnellem Internet. Es sollen gesetzliche Regelungen für Erklärbarkeit und Überprüfung von diskriminierungsfreien Algorithmen und KI-Anwendungen geschaffen werden. (z.B. Personalgewinnung und -entwicklung, Arbeitsplatzbewertung, Kredit-vergaben).

  • insbesondere durch Jobsharing in Führungspositionen.
  • Einführung des bundesweiten Ganztagsanspruch für Kita und Grundschule.
  • Umsetzung der Rechte zum Schutz von Eltern.
  • Flexibilisierung und Individualisierung von Arbeitsmodellen, familien-bewusste Führung, etc.
  • Strikte Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes in Kliniken (ggf. Sanktionen).
  • Vereinfachung des Verfahrens im Entgelttransparenzgesetz, damit die zu erlangenden Informationen aussagekräftiger werden;
  • Konkretisierung der Verpflichtung zur Durchführung zertifizierter, umfassender Prüfverfahren zur Entgeltanalyse;
  • wirksame Sanktionen für Unternehmen, die die Prüfung und Erfüllung der Berichtspflicht unterlassen.
  • Die priorisierte staatliche Unterstützung medizinischer Forschungsvorhaben mit klarem Genderbezug (bereits in der Grundlagenforschung) sowie die verbindliche Verankerung geschlechtsspezifischer Medizin in der Lehre aller medizinischen Fächer der Approbationsordnung.
  • Genderspezifische Berichterstattung im öffentlichen Gesundheitswesen durch relevante Institutionen (z.B. RKI).

Stufenplan zur Herstellung von Parität in Vorständen und Aufsichtsräten privater und öffentlicher (mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes) Unternehmen, sowie Körperschaften/Anstalten des öffentlichen Rechts:

UnternehmensartAufsichts-/ VerwaltungsratVorstand / Geschäftsführung
Börsennotiert und voll mitbestimmtMind. 40% bei Neubesetzungen
Ab 2026 Parität
Ab 2026 mind. 40%
Ab 2030 Parität
Börsennotiert oder mitbestimmt sowie die zusätzlichen UnternehmensformenMind. 30% bei Neubesetzungen
Ab 2026 mind. 40%,
Ab 2030 Parität
Vorstand >3 P, mind. 1 Frau Vorstand >5 P, mind. 33%
Ab 2026 mind. 40%
Ab 2030 Parität
Bundesunternehmen (Mehrheitsbeteiligungen) Körperschaften/Anstalten des öffentlichen RechtsAb 2026 ParitätMind. 40% bei Neubesetzungen
Ab 2030 Parität